Palmöl1 ist ein vielfältig einsetzbarer Rohstoff: ob bei der Herstellung von Lebensmitteln, wie Backwaren, Margarine und Süßwaren, als Speisefett zum Kochen, Braten und Frittieren, oder bei der Produktion von Reinigungsmitteln und Kosmetika. Diese Einsatzvielfalt macht Palmöl zu einem weltweit begehrten Rohstoff, entsprechend steigt die Nachfrage seit Jahren. Die Folge: Eine erhebliche Ausweitung der Palmölproduktion. Allein im Jahr 2012 wurden weltweit rund 60 Millionen Tonnen Palmöl hergestellt.
Wichtigstes Produktionsgebiet dieses Rohstoffes ist Südostasien: Rund 85 Prozent der Ölpalmen werden in Indonesien und Malaysia angebaut. Im Vergleich mit anderen Pflanzenölen ist Palmöl ein sehr flächeneffizientes Öl, denn Ölpalmen produzieren große Erntemengen: ein Hektar Anbaufläche liefert rund 3,7 Tonnen Palmöl pro Jahr, Raps hingegen hat einen Ertrag von durchschnittlich 1,3 Tonnen Öl2. Dennoch fällt die Öko- und Energiebilanz von Palmöl vor allem in größeren Anbaugebieten negativ aus: Neue Palmölplantagen verdrängen dort häufig Torf- und Regenwälder, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Kunstdüngern belastet die Böden. Das bedroht die Artenvielfalt: wertvolle Lebensräume gehen verloren. Die Brandrodung der Wälder setzt zusätzliches Kohlenstoffdioxid frei.
Vor diesem Hintergrund hat die REWE Group Anfang 2011 die „REWE Group Leitlinie für Palmöl- und Palmkernölerzeugnisse“ in Kraft gesetzt. Dieser Leitlinie liegt der Zertifizierungsstandard des „Runden Tisches für nachhaltiges Palmöl“ (Roundtable on Sustainable Palm Oil, RSPO) zugrunde. Sie ist für alle konventionellen Eigenmarkenprodukte der REWE Group gültig, die Palmöl beinhalten. Die Lieferanten sind dazu aufgefordert, die Anforderungen der Palmöl-Leitlinie umzusetzen.
Bei der Produktion und Verarbeitung von Palmöl wird zwischen dem Verfahren der Massenbilanzierung und der Segregation unterschieden: Bei der Segregation wird RSPO-zertifiziertes und herkömmliches Palmöl während der gesamten Wertschöpfungskette strikt voneinander getrennt. Bei der Massenbilanzierung wird für jedes Kilogramm Palmöl, das die REWE Group benötigt, die gleiche Menge an RSPO-zertifiziertem Palmöl nach Europa transportiert und den Verarbeitungs- und Veredlungsprozessen beigemischt. Eine Trennung des zertifizierten und nicht zertifizierten Rohstoffs erfolgt nicht. Die Massenbilanzierung steigert so die Nachfrage nach zertifiziertem Palmöl und wird als Übergangslösung hin zur Segregation genutzt.
Produkte mit dem PRO PLANET-Label enthalten bereits heute 100 Prozent massenbilanziertes Palmöl. Zudem gibt es für alle Produkte einen Zeitplan zur Umstellung auf segregiertes RSPO-zertifiziertes Palmöl, teilweise ist die Umstellung schon erfolgt.
1 Synonym für Palmöl und Palmkernöl
2 Quelle: WWF (http://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/produkte-aus-der-landwirtschaft/palmoel/infografik-pflanzenoel-braucht-flaeche/)
Mit einer Zertifizierung des Palmöls nach dem RSPO-Standard soll sichergestellt werden, dass die gesamte Lieferkette nachhaltiger gestaltet wird. Der RSPO wurde im Jahr 2003 auf Initiative des WWF gegründet. An dem Runden Tisch sind neben Umweltschutzverbänden und anderen Nichtregierungsorganisationen vor allem Unternehmen beteiligt, die Palmöl als Rohstoff nutzen: beispielsweise Plantagenbetreiber, Lieferanten und Abnehmer. Gemeinsam arbeiten sie daran, nachhaltigere Anbaumethoden für Palmöl zu entwickeln und so die negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu begrenzen. Unternehmen, die sich zur Einhaltung des RSPO-Standards bekennen, verpflichten sich, soziale und ökologische Mindestbedingungen zu erfüllen – beispielsweise wertvolle Waldflächen und gefährdete Tier- und Pflanzenarten zu schützen sowie das Verbot der Kinderarbeit einzuhalten und Kleinbauern zu fördern. Kontrolliert werden die Plantagen durch unabhängige Prüfer.
Der RSPO-Standard ist jedoch nicht unumstritten. Wesentliche zentrale Herausforderungen sind in den Kriterien bisher nicht verankert: die Reduktion von Treibhausgasemissionen, der Verzicht von gefährlichen Pestiziden und der Schutz von Torfwäldern. Um die Situation im Ölpalmenanbau dauerhaft zu verbessern, sind grundlegende Veränderungen nötig. Deshalb hat die REWE Group Ende 2015 mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und dem WWF sowie weiteren Handels- und Industriepartnern den Verein „Forum Nachhaltiges Palmöl" gegründet. Gemeinsam möchte die REWE Group in dieser branchenübergreifenden Initiative die Verwendung von nachhaltigerem Palmöl und Palmkernöl auf einer breiteren Ebene etablieren und u.a. gegenüber dem RSPO eine Verschärfung der Kriterien durchsetzen.